Damit wir in 2035 unsere Chancen bestmöglich nutzen können, müssen wir heute in 2021…“: Diesen vorgegebenen Satz vollendeten die Experten des Moskauer Gesprächs am 17. Juni unisono „alles dafür tun, um Frieden und Offenheit zu bewahren.“ Auch sonst waren sich Dr. Ewald Böhlke (Daimler AG), Igor Kostikov (Russian Union of Industrialists and Entrepreneurs) und Jan Berger (Themis Foresight) bei vielen Fragen zu Zukunftsentwicklungen bis 2035 einig.

Ende des 19. Jahrhunderts sei für Zeitzeugen eine Welt ohne Pferde als Hauptfortbewegungsmittel unvorstellbar gewesen. Genau so setzten auch heute Zukunftstechnologien ihren Siegeszug in Bewegung, ohne dass die weitere Öffentlichkeit dies schon wahrnehme. Autonomes Fahren sei dafür ein Beispiel. Die grundlegende Transformation der Banken und die breite Diversifizierung ihrer Dienstleistungen ein weiteres. Die goldene Ära der Software-Entwickler sei vorbei. Ein Treiber der zukünftigen Entwicklungen bis 2035 sei dagegen die enorme Rechenleistung von Quantencomputern. Sie könnten Aufgaben, für die konventionelle Computer heute mehrere Tage benötigten, in wenigen Sekunden lösen. Nicht nur die Fertigungsprozesse weltweiter Produktionsstandorte könnten dadurch digital koordiniert werden. Vor allem die Landwirtschaft und die Medikamentenforschung könnten davon profitieren, wenn mit Hilfe der Quantencomputer Prozesse der Natur (bsp. Klima, Neurologie, Bio-Chemie) weiter entschlüsselt und in technischen Prozessen imitiert würden.

Moderiert von Jan David Ott (Deutsch-Russisches Forum) bezog das Panel sehr viele Anmerkungen und Fragen des Publikums mit ein: „Was gibt in 2035 Sinn?“ und „Wenn die Gegenwart durch Arbeit bestimmt ist, was bestimmt das Leben in 2035?“ waren zwei Beispiele. Mit sehr viel Interesse diskutierte das Publikum auch das Potential und die Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz. Ob sie in 2035 Ärzte nur unterstützt, oder ob Ärzte dann nur noch deren Diagnosen kommunizieren, dazu gingen die Meinungen auseinander. Dass der Nutzen der KI davon abhängen werde, wie gut Menschen deren Anwendungen trainieren, war wiederum Konsens. Die Zukunft ist und bleibt am Ende von Menschen gemacht.

Das nächste Moskauer Gespräch  – das neunte im Rahmen des Deutschlandjahres – wird im Oktober den Blick auf die Herausforderungen von Entscheidungsprozessen in Unternehmen richten: „Richtungsfragen und Weichenstellungen – welche ‚Entscheider-DNA‘ benötigen erfolgreiche Unternehmenslenker?“