Moskauer Gespräch im März: Emotionen und Sprache als Eskalationsfaktoren, sichere Methoden der Friedenswahrung & vielversprechende Chancen der deutsch-russischen Annäherung in 2021

 „Wer Frieden wünscht, bereite Krieg vor“ – Was mag dieses unlängst wieder auf hoher politischer Ebene bemühte Zitat aus der Antike für die aktuellen deutsch-russischen Beziehungen bedeuten?

In Zeiten außenpolitischer Spannungen fiel es beim Moskauer Gespräch im März dem Moderator Andreas Stopp, Deutschlandfunk, nicht leicht, dem Expert*innen-Panel konkrete Antworten auf diese brisante Frage zu entlocken. Es schien ein heißes Eisen zu sein. In einer weiten tour d’horizon beleuchtete das Gespräch diverse Aspekte der Außenpolitik wie die Bedeutung von Emotionen, sprachlich vermittelten Kulturunterschieden und den Einfluss der Wissenschaft auf politische Entscheidungsträger. 

S.E. Wladimir Grinin, der Botschafter der RF in Berlin von 2010 bis 2018, unterstrich zudem wiederholt die Bedeutung der 1000-jährigen gemeinsamen Geschichte und die große Anzahl von Russ*innen und Deutschen, die auch heute im jeweilig anderen Land leben. Doch auch wenn der Elefant in der Diskussion nie beim Namen genannt wurde, tauchte er für die 230 Zuschauer*innen immer wieder in einzelnen Bemerkungen auf: So sehr sicherlich die Klimaveränderung und der Umweltschutz viel Aufmerksamkeit verdienten, so sehr sei doch die Entscheidung über Krieg oder Frieden von nicht zu unterschätzender Bedeutung in den nächsten Jahren, meinte bspw. der Direktor des Moskauer Europa-Instituts Prof. Dr. Alexei Gromyko.

In den letzten 30 Jahren hätten die Deutschen und Russen leider verlernt, miteinander außenpolitische Divergenzen zu lösen, äußerte sich an anderer Stelle der russische Journalist und Militärexperte Alexander GoltzDr. Regina Heller vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik betonte, dass zur Friedenswahrung gemeinsame Gespräche nach vorne gerichtet werden müssten und nicht bei Schuldfragen zur Vergangenheit starten und dort erstarren dürften.

Der Berliner Militärhistoriker Prof. Dr Sönke Neitzel wiederum verdeutlichte zwar, dass Aufrüstung immer auch ein Mittel sei, sich außenpolitischen Respekt zu verschaffen, und nicht automatisch deren kriegerische Nutzung bedeuten müssten. Dennoch: Dass angesichts der derzeitigen militärischen Konstellation unbedingt wieder alle Parteien in internationale verteidigungspolitische Abkommen integriert werden müssten, um den Frieden zu sichern – darin waren sich alle Expert*innen einig. So schloss das Moskauer Gespräch mit dem Brandt-Zitat: „Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts.“

Aufzeichnung der Diskussion: https://youtu.be/msVhFIdssoM