Vom 23. bis 25. September 2021 fand auf der Online-Plattform Zoom das Diskussionsforum für Alumni deutscher Förderprogramme „Russland und Deutschland: Diskurs von Identitäten – Variationen und Transformationen“ statt.

Das Programm gliederte sich zwei Teile: Die Vorträge der Referent*innen richteten sich an einen weiten Interessentenkreis und waren öffentlich zugänglich; Workshops und Trainings mit Expert*Innen waren dagegen für einen engeren Teilnehmerkreis konzipiert, was eine besonders lockere und den Dialog fördernde Atmosphäre ermöglichte.   

Für die Teilnahme an der dreitägigen Alumni-Konferenz bewarben sich mehr als 170 hochqualifizierte Fachkräfte aus verschiedenen Regionen Russlands. Weitere über 200 Gäste meldeten sich für die Teilnahme an einzelnen Veranstaltungen an. Einen besonderen Einblick in andere Kulturen und Identitäten leistete die Teilnahme von Gästen aus den Niederlanden, Vereinigten Arabischen Emiraten, der Ukraine, Weißrussland und Kasachstan.

Im Vorfeld der Konferenz wurde den Alumni angeboten, sich an der virtuellen Ausstellung zum Thema der Konferenz zu beteiligen, indem sie einige Fragen zu den eigenen Identitätseinstellungen beantworten sollten. Diese virtuelle Ausstellung wird in 2022  auf der Internet-Seite der Universität Würzburg veröffentlicht.

Am Vorabend der Konferenz wurde den Teilnehmer*innen eine fakultative Veranstaltung des Sheikh Abdullah al Salem Cultural Centres angeboten, die von Dr. Christian Wacker, Alumnus der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Direktor des Cultural Centres sowie Präsident der International Society of Olympic Historians, leitete.

Nach einer kurzen Kennenlernrunde fand die feierliche Eröffnung des Diskussionsforums statt: Grußreden hielten der  Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Moskau, Guido Kemmerling, der Leiter der DAAD-Außenstelle Moskau,  Andreas Hoeschen, das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Deutsch-Russischen Forum e.V., Martin Hoffmann, der Rektor der Moskauer Pädagogischen Staatlichen Universität, Prof. Dr. Aleksej Lubkow und  der Präsident der JMU Würzburg, Prof. Dr. Paul Pauli.

Gleich im Anschluss an die Begrüßung präsentierten die Expert*innen ihre Vorträge: Dr. Victor Nemchinov, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für vergleichende Kulturwissenschaften (Russische Akademie der Wissenschaften), referierte für die Teilnehmer*Innen und Gäste des Diskussionsforums zum Thema „Identität in der gegenwärtigen Kultur und im Sport – Theoriemodelle“. Sein Vortrag diente als eine wichtige Anregung für die nachfolgende Arbeit der Teilnehmer*innen.

Einen regen Meinungsaustausch rief auch der Impulsvortrag der Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Slawistik der JMU Würzburg, Sarah Schumayer, hervor, der sich der nationalen Identitätsfindung in ausgewählten postsowjetischen Staaten widmete. Viele Aspekte des Themas waren den Teilnehmer*onnen und Gästen der Konferenz vertraut. Deshalb wurde das Thema von den Teilnehmer*innen vielseitig und heftig diskutiert.

Nach einer kurzen Pause lenkten die Expert*innen der Pädagogischen Staatlichen Universität Moskau und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die Aufmerksamkeit auf die Erfahrungen bei der Bildung akademischer und bürgerlicher Identität durch die Museumsarbeit an den Universitäten. Es wurden die Aufgaben der Museumsarbeit und Mittel zur Universitätsbildung beleuchtet. Zwei Tandemvorträge stellten Prof. Dr. Damian Dombrowski, Prof. Dr. Jochen Griesbach (Leitung Martin von Wagner Museum, JMU Würzburg) und Dr. Wladimir Borissow, Direktor des Universitätsmuseums, Dr. Sergej Sassorin, Direktor des Zentrums für Erinnerungskultur und bürgerliche Identität der Pädagogischen Staatlichen Universität Moskau, vor.

Den zweiten Konferenztag eröffnete die Querschnittsweiterbildung zum Thema Selbstführung von Dr. Daniela Seybold aus der wissenschaftlichen Personalabteilung der JMU. Nach einer kurzen theoretischen Einführung übten die Teilnehmer*Innen, möglichst effizient und korrekt Feedback zu geben und anzunehmen.

Im Anschluss zu dieser Veranstaltung teilte Dr. Jürgen Köberlein seine Erfahrungen im Bereich der interkulturellen Projektzusammenarbeit, Erkenntnis- und Erfahrungsaustausches. Sein Bericht rief viele Fragen und Anmerkungen seitens der Zuhörer hervor.

Zu einer erfolgreichen Tradition wurde die Teilnahme an Foren des Alumni-Netzwerks der Vertreter*innen verschiedener Institutionen, die im Bereich der deutsch-russischen Beziehungen funktionieren: von den Kooperationen und Fördermöglichkeiten berichteten, Karoline Gil, Bereichsleitung Integration und Medien (Ifa), Nadezhda Krasikova, Marketingbeauftragte (DAAD), Prof. Dr. Tatjana Ilarionowa, Vorsitzende des Alexander von Humboldt-Clubs Moskau, Prof. Dr. Wladimir Tischkow, Botschafter der Alexander von Humboldt-Stiftung in Russland, und Dietrich Schartner, Projektmanager der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer.

Nach der Mittagspause besprachen die Gäste der Veranstaltung das Thema „Identität und Migrationswellen im 20. und 21. Jahrhundert. Geschichte, Gegenwart und Zukunft“. Die Vorträge dazu, die unter diesem gemeinsamen Thema standen, präsentierten Prof. Dr. Andrej Linschenko, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation, und Dr. Artem Lysenko, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität. Dr. Linschenko betrachtete das autobiografische Gedächtnis der Russlanddeutschen in Deutschland als Raum für Kulturtransfer und hybride Identität. Der Vortrag von Dr. Lyssenko widmete sich der Migrationswelle, die nach der russischen Oktoberrevolution 1917 nach Deutschland zog.

Viel Interesse weckte auch der Vortrag von Julia Held, die das Unternehmen Globus und die Globus-Stiftung vertrat und vorstellte: Die Diskussionsrunde zum Thema „Identitätsmanagement im Kontext der deutsch-russischen Wirtschaftskooperationen“ hatte Werte und Besonderheiten eines „ausgewanderten“ Unternehmens im Fokus.

Danach berichtete Michaela Thiel aus der JMU Würzburg vom Aufbau eines Mentoring-Programms für die Studierenden. Nach einem zweiten Teil der Vorstellungsrunde hielt ihr Kollege aus dem Präsidialbüro der Universität Würzburg, Gerald Reusch, einen Vortrag: Identität der Universität Würzburg – von der Tradition in die Moderne“.

Der dritte Tag begann mit einem Bericht von Ljubow Rakowitza (Institut für Informationen Donezk, Kiew, Ukraine), der das Thema der Migrationsprozesse fortsetzte und über den Einfluss der gegenwärtigen Migrationsprozesse am Beispiel der Ukraine berichtete. Das äußerst aktuelle Thema löste eine sehr lebhafte und kontroverse Diskussion aus.

Danach folgte ein Tandemvortrag zum Thema „Identität und globalisierte Welt: historische Rückblicke und Zukunftsvisionen“:  Prof. Dr. Anuschka Tischer, Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere Geschichte der JMU Würzburg, erläuterte in ihrem Vortrag den Wandel der deutschen Identität in historischer Perspektive und Prof. Dr. Tatjana Yudina, Professorin der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität, befasste sich mit den Fragen der Personen- und Gruppenidentität im Kontext der globalisierten Welt.

Dann sprachen die Referent*innen einen sehr bedeutenden und für viele Teilnehmer*innen und Gäste relevanten Gegenstand an: den internationalen Bildungsaustausch. Anhand von Best-Practise-Beispielen berichteten Dr. Olga Morozowa von der Moskauer Staatlichen Pädagogischen Universität und Prof. Dr. Michail Pewzner, Prorektor für internationale Beziehungen der Universität Welikij Nowgorod, von der Identität und Internationalisierung des globalen Bildungssystems.

Diesem intensiven Austausch folgte eine intensive Gruppenarbeit in Breakout-Räumen: Die  Teilnehmer*innen wurden in fünf Gruppen aufgeteilt, damit sie die Zukunft der Identität in Bezug auf Migration, Sport, Geschichte und Bildung besprechen konnten.

Nach der Präsentation der Ergebnisse im Plenum evaluierten die Alumni die Konferenz. Die Veranstaltung wurde als erfolgreich bewertet. Es wurde betont, dass das Diskussionsforum sehr informativ war, viele Gedanken anregte und dass es in besonders lockerer und vertrauter Atmosphäre verlief.

Als Nachbereitung der Konferenz sind für Oktober bzw. Dezember 2021 zwei Webinare geplant, in denen unter anderem folgende Fragen besprochen werden sollen: ‚Hat sich etwas verändert in der Rezeption interkultureller Verständigung?‘, ‚Hat sich die Wahrnehmung der Identität verändert?‘, ‚Hatte ich einen bewussten Kontakt zu Kolleg*innen in Deutschland?‘.

Das Organisatorenteam bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmer*innen, bei den Referent*innen und bei allen Projektpartner*innen und freut sich auf das baldige Treffen im Netz!