„Das Wachstum der Städte hat zwei Gründe: Liebe und Wirtschaft“
Was ist für Leute in einer großen Stadt besonders attraktiv? Mit dieser Frage hat der Moderator der Podiumsdiskussion das Lebensgefühl der urbanen Gesellschaft – Landflucht, Stadtentwicklung und soziale Verwurzelung im 21. Jahrhundert das Gespräch mit dem Publikum begonnen. Die dritten Moskauer Gespräche des Jahres fanden im Deutsch-Russischen Haus am 06.06.2018 statt. Die Veranstaltung wurde vom Deutsch-Russischen Forum e.V. und der Moskauer Deutschen Zeitung organisiert.
Vor ungefähr 70 Besuchern diskutierten Experten Dr. Ivan Medvedev (Stellvertretender Dekan an der Vysokovsky Graduate School of Urbanism der Moskauer Higher School of Economics), Olga Malysheva (Consultant im Bereich Immobilien und Investment) und Peter Knoch (Architekt und Experte für Stadtentwicklung, baukulturelle und architekturgeschichtliche Themen mit Schwerpunkt Russland). Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Andreas Stopp, Leiter der Medienredaktion des Deutschlandfunks in Köln.
Nach der Umfrage der Gäste war es klar, dass es zwei Gründe für den Umzug in eine so große Stadt wie Moskau gibt – Liebe und Wirtschaft. Dr. Medvedev fasste zusammen, dass der Grund für das Wachstum von Städten oft eine Art romantische Anziehungskraft auf eine Großstadt ist, wie im Theaterstück von Chekhov, wo drei Schwester immer nach Moskau wollen. Zweiter wichtiger Grund für den Umzug ist die Möglichkeiten, Einnahmen signifikant zu steigern.
Dr. Medwedew bemerkte auch, dass mit dem Wachstum der städtischen Bevölkerung auch ein Abfluss beobachtet werden kann. Diejenigen, die lange Zeit in einer großen Stadt gelebt haben, sind mit der Hektik und Anspannung der Stadt satt, also ziehen sie in die Satellitenstädte großer Städte. „Ein ähnlicher Prozess ist beispielsweise in Deutschland am Stadtrand von München zu beobachten“, sagte Herr Dr. Medvedev. – In diesem Sinne werden wir vielleicht eine sehr nützliche Erfahrung von unseren ausländischen Kollegen bekommen“.
Olga Malysheva, die eine langjährige Erfahrung in Immobilieninvestments hat, hat bemerkt, dass Moskau sich in den letzten 20 Jahren sehr stark verändert hat. „Während dieser Zeit, – sagt Olga, – wurden die Trends auf dem Immobilienmarkt mehrmals radikal verändert. So zum Beispiel, Objekte wurden früher in die bestehende Infrastruktur eingebaut, heute aber werden ganze Bezirke mit eigenen Infrastrukturen gebaut“.
Experte für Stadtentcklung, baukulturelle und architekturgeschichtliche Themen mit Schwerpunkt Russland Peter Knoch meint, dass Moskau als eine Metropolie eine sehr spannende Stadt zum Leben ist. Er selbst, geboren in Berlin, wohnt heute mit seiner Familie in Zentrum von Moskau und ist überhaupt nicht müde in so einer großen Stadt (sogar ohne Datsche) zu wohnen.
Im Anschluss an die Diskussion wurde die Runde durch Fragen aus dem Publikum erweitert.