Die Deutsch-Russischen Beziehungen angesichts Russlands „Wende nach Osten“ – Auswirkung auf die Kooperation in der Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung

  1. Alumni-Regionalkonferenz vom 07.-10. Oktober 2015 in Kasan

 

Wohin steuert Russland? Wieviel Europa steckt in den Russen? Und wie wirkt sich die politische Wende nach Osten auf die deutsch-russische Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft aus?

Mit diesen brisanten Fragen wurden knapp 60 russische Deutschland-Alumni aus 33 Regionen Russlands zur 6. Alumnikonferenz von „hallo deutschland!“ mit dem Thema „Die Deutsch-Russischen Beziehungen angesichts Russlands Wende nach Osten – Auswirkungen auf die Kooperation in der Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung“ in Kasan begrüßt. Vom 07.-10. Oktober ermöglichte ihnen ein vollgepacktes Konferenzprogramm nicht nur spannende Diskussionen und Vorträge, sondern auch einen einmaligen Einblick in die legendären KAMAZ-Werke in Naberezhnije Tschelnij und eine professionelle Fortbildung zum Thema Projektmanagement. Herzstück der Konferenz war aber wie immer die einzigartige Gelegenheit, sich mit hochqualifizierten Nachwuchs- und Führungskräften aus der gesamten russischen Förderation zu vernetzen.

Die Alumnikonferenzen von Alumni-Netzwerk „hallo deutschland!“ finden seit 2012 zweimal jährlich statt, und haben sich seither als feste Institution innerhalb der deutsch-russischen Beziehungen etabliert. Durch die freundliche Unterstützung des DAAD und des Auswärtigen Amtes, sowie der jeweiligen regionalen Regierungs- und Bildungsstrukturen in Russland, konnten mittlerweile bereits über 300 Alumni des Netzwerks von „hallo deutschland!“ die Chance nutzen, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und dabei wertvolle Kenntnisse und Einblicke zu erlangen.

Auch bei dieser Konferenz unterstützte die Republik Tatarstan die Veranstaltung administrativ und personell: Sergej Schigolew, Sektionsleiter im Staats-Protokoll des tatarischen Präsidenten, begrüßte die Alumni und plädierte für den Ausbau und die Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen. Initiativen wie die Alumnikonferenzen des Deutsch-Russischen Forums seien ein Grundpfeiler der Diplomatie zwischen den Völkern – einer Bürgerdiplomatie.

Die Kasaner Föderale Universität garantierte einen reibungslosen Ablauf und unterstützte das Team von „hallo deutschland!“ bei der Gestaltung des Programms. Die Dresdener Dozentin für Didaktik und empirische Unterrichtsforschung Dr. Julia Koinova-Zöllner reiste im Rahmen der Universitätspartnerschaft zwischen den beiden Einrichtungen an. Bei der Alumnikonferenz hielt sie einen Vortrag zum Thema „Valenzen der international-regionalen Kooperation“. Auch die kurze Führung durch das Museum der Universität war nicht nur für die Akademiker unter den Alumni ein interessanter zusätzlicher Einblick.

Die beiden Dozenten des Projektseminars Dr. Georg Schneider und Susann Schmid-Engelmann boten den Teilnehmer daraufhin ein intensives Programm rund um das Thema wirtschaftliche Projekte im deutsch-russischen Kontext. Ein „World Café“ gab als Einstieg Gelegenheit zum eifrigen diskutieren in kleinen Gruppen: Wendet sich Russland tatsächlich nach Osten? Welcher Wandel ist spürbar? Wie wollen wir die deutsch-russischen Beziehungen in Zukunft gestalten?

Weiter im Programm erfuhren die Teilnehmer von konkreten wirtschaftlichen Entwicklungen zwischen Deutschland und Russland und erarbeiteten schließlich selbst Ideen und Projekte für die Zukunft. Begleitet wurde dies durch ein intensives Seminar  zum Thema Projektmanagement.

Ein Highlight für viele Alumni war der überdurchschnittlich informative Besuch der KAMAZ-Werke im 250 km entfernten Naberezhnije Tschelnij. Partner in der Produktion ist der deutsche Konzern Daimler Benz, welcher mit 15% Aktienanteilen an KAMAZ beteiligt ist. Die Konferenzteilnehmer wurden in Gruppen durch drei verschiedene Werke der riesigen Fahrzeugfabrik geführt und konnten den Produktionsprozess der über 40 000 LKW im Jahr hautnah erleben. Auch ein deutsch-russisches Joint Venture konnte besichtigt werden: In Kooperation mit der Zahnradfabrik Friedrichshafen produziert die Firma ZF KAMA auf dem Gelände Getriebe für KAMAZ und andere Abnehmer.

Dr. Georg Schneider lud die Teilnehmer anschließend zu einer Evaluation des Besuchs. Heiß diskutiert wurde besonders das Thema der Importsubstitution, welches von ZF KAMA vorangetrieben wird. Hier spielt Russlands Neuorientierung gen Osten eine wichtige Rolle, da der Ersatz für viele europäische Importe nun aus Indien oder China kommen soll.

Nach vier intensiven Tagen in Kasan voller neuer Kontakte, Projektideen und Einblicke erwartet die Teilnehmer noch ein Webinar zur Nachbereitung. Die nächste Alumnikonferenz ist im Frühjahr 2016 geplant.